Essenz
Deine Wahrheit ist der Wind unter deinen Flügeln. Du mußt die Wahrheit fühlen und lesen können, weil du sonst nicht fliegen kannst. Wenn du den Wind nicht lesen kannst, trägt er nicht. Dann nutzt das schönste Federkleid nichts. Dann fällst du. Da nutzt es auch nichts, das Federkleid zu wechseln. Wenn du den Wind nicht lesen kannst, wirst du nicht fliegen. Du mußt deine Natur erkennen, die Schwerkraft kennenlernen, das Wetter lesen können – durch alle Jahreszeiten (deines Lebens). Dein Gefieder mußt du trotzdem in Ordnung halten, sonst nutzt dir auch der Wind nichts mehr.
Was zuvor geschah…
Ich bin seit einiger Zeit damit beschäftigt, mein Leben zu entrümpeln. Altes Zeug weg. Alte Gewohnheiten weg. Mich generell fragen, was paßt noch zu mir und was nicht. So sehr ich meine kreativen Ausbrüche liebe, es fällt da eben auch eine Menge »Schrott« an und ich neige aus unterschiedlichen Gründen dazu, eher etwas aufzubewahren, als es wegzuwerfen. Natürlich ist der Schrott nicht wirklich Schrott, denn erwiesenermaßen führen alle Fehlschläge zu echter Meisterschaft.
An meine Bilder bin ich im Sichtungs-, Sortierungs- und Aussonderungsprozeß als letztes drangegangen. Ich wollte ein Ordnungssystem, das meinen inneren Monk zufriedenstellt und in meinem Arbeitszimmer eine optisch beruhigte Zone herstellt. Aber wie in drei Gottes Namen, soll man Kreativität, Ausdruck, formgewordene Gefühle und Eindrücke bitte sinnvoll sortieren?
Darüber bin ich einige Zeit ins Stocken geraten. Egal, wie ichs angedacht habe, es fühlte sich nicht rund für mich an.
Was bleibt von mir?
Ein Auslöser, neben meiner persönlichen Weiterentwicklung, der mich dazu gebracht hat, war der Tod meines Opas vor drei Jahren. Das hat eine Menge in mir in Bewegung gesetzt. Das, was mich immer wieder angepackt hat, war sein Arbeitszimmer, das ich immer sehr geliebt habe. Weil’s da die wirklich coolen Sachen gab: eine Schreibmaschine, eine Schreibfeder und ein Tintenfaß, einen Schreibtisch und natürlich jede Menge Dinge, die mir sagten – hier passiert etwas Wichtiges. Ich wußte lange nicht, wie ähnlich ich ihm wirklich bin, bis wir anfingen, das Haus und eben auch sein Arbeitszimmer aufzulösen.
Seitdem habe ich mich immer wieder gefragt, was von mir bleibt, wenn ich hier abtrete, außer einem Entrümpelungsproblem für die Menschen, die meine Wohnung dann auflösen. Wen interessieren meine Gedanken und Gefühle? Wer liest sich meine Sachen noch mal durch? Was passiert mit den Bildern, von denen ich mal dachte, ich würde sie verkaufen und ein bißchen davon leben können?
Nach den Erfahrungen mit Opas Arbeitszimmer, war das auf einer bestimmten Ebene in mir eine sehr ernüchternde Bauchlandung. Da bin ich ehrlich.
Sortieren mit Freunden
Im letzten ausSortierungsakt meiner Bilder half mir meine Freundin Vera, äußere Strukturen anzudenken und auch einfach auszuprobieren, weil man manchmal eben einfach erst mal machen muß, bevors gut wird.
Als ich ihr mein Problem schilderte, stand ich irgendwann da und sag zu ihr: »Warum mache ich das überhaupt, das viele Schreiben oder Malen?« Mit einem Ausdruck echter Verzweiflung, weil ich mich oder den Sinn darin nicht greifen konnte.
Sie sagt: »…weil’s dir Spaß macht?«
Ja, dachte ich, Freude ist ein guter Grund, viel zu schreiben oder zu malen.
Und so beschloß ich, nur noch das aufzubewahren, was mir Freude macht. Entweder, weil es meinen Sinn für Ästhetik besonders streichelt oder aber, weil ich die Schaffensfreude fühlen kann, wenn ich es sehe.
Es hat sich ja einiges über die letzten Jahre angesammelt, das es durchzusehen und im Aschenputtelstyle zu sortieren galt: Die Guten zurück in die passende Aufbewahrungsmappe, die Schlechten ins Feuer. Radikale Transformation! Bei dieser letzten Sortierung begegnete mir unter anderem ein alter Freund wieder, den ich vor etwa 20 Jahren zu Papier gebracht hatte. Ich nenne ihn den Raben. Alles andere, was meinem Aufbewahrungskriterium Freude nicht entsprach, übergab ich dem Feuer.

Antworten finden
Vor zwei Tagen war ich dann mal wieder an einem Punkt, an dem ich dachte: Ich mach und tu hier, was ich kann, aber nichts scheint sich zu bewegen. Wo ist der Erfolg, der sich einstellen sollte, wenn ich mich hier an alle Regeln halte, von denen behauptet wird, sie führten zum Erfolg. Eine bestimmte Form von Geduld ist nicht meine Stärke, vor allem, wenn ich wirklich das Gefühl habe, ich mache alles richtig (Regeln hin oder her) und sehe keinen Fortschritt. Ich kann glaube ich in Worten nicht ausrücken, wie sehr mir das auf den Sack geht. Also habe ich mir ein schönes Kartendeck genommen, um Hinweise zu erhalten auf das, was ich gerade nicht sehe. Ich schloß die Augen, fühlte mich in meine Frage hinein und mischte die Karten so lange durch meine Hände, bis ich das Gefühl hatte, es sei gut. Dann spürte ich mir mit geschlossenen Augen im Kartenfächer die richtige Stelle heraus und zog.
Zunächst dachte ich, ich hätte nur eine Karte gezogen, aber es stellte sich heraus, daß es zwei waren. Die Krähe und Feuer. Ich nahm das Bedeutungsbüchlein zur Hand, um nachzulesen, welche Botschaften und Hinweise darin enthalten sind. Und als ich so lese, fällt mir auf, daß es genau eine Woche her war, daß ich auf meinen alten Freund traf und alles, was nicht mehr zu mir gehört, dem Feuer überantwortet habe. Ich persönlich glaube ja nicht an Zufälle. Und ich glaube auch nicht an die »Magie« von Karten, sondern daran, daß alles immer mit uns spricht.
wirken und Wirkung
Ich habe neben dieser wunderschönen Synchronizität die letzten Tage über das kontempliert, was mir die Karten auf einer tieferen Ebene mitteilen. Was nicht nur für mich von Bedeutung ist, sondern für jeden von uns. Die eigene innerer Wahrheit.
Wir können nicht fliegen, wenn wir den Wind nicht kennen oder lesen können. Wenn uns unsere eigene innere Wahrheit nicht trägt, landen wir auf dem Boden von Tatsachen, die uns nicht gehören. Es nutzt uns nichts uns mit fremden Federn zu schmücken, die uns auf unserer eigenen Wahrheit manövrierunfähig machen. Es nutzt auch nichts, den Wind lesen zu können, wenn du dein Gefieder nicht pflegst. Du kannst nur fliegen, wenn du dich verkörperst. Wenn du mit dir in Kontakt bist und dich auf das Lied des Windes einstimmen kannst. Erst dann wirst du fliegen.
🤗
ich seh dich,
